Im Jahr 2005 geht ein Gerücht durch den Ort. Im Feld steht ein Deutz D 15 Bauernschlepper und wartet auf Restaurierung. Der Schlepper ist bis zuletzt noch gelaufen und wird ohne große Mühe wieder anspringen. Mein Jagdinstinkt ist geweckt! Ich muss das Teil unbedingt sehen.
Erster Schock bei der Besichtigung – der Schlepper ist nicht mehr ganz komplett. Einige „Kleinteile“ fehlen! Anlasser, verschiedene Blechteile, komplette Elektrik, Sitz, Dieselleitungen und alle Reifen platt und porös! Aber was macht das schon – positiv ist der Schlepper lässt sich mit der Kurbel durchdrehen! Freunde halten uns alle für bekloppt und trotzdem wollen Heinz und ich den Schlepper haben. Also einfach Luft in die Reifen geben – Traktor mittels Abschleppstange ankuppeln und ab geht die Post! Pustekuchen! In den Vorderreifen wohnen Schnecken und Käfer! Neue Reifen wurden besorgt, der fehlende Sitz durch eine Kiste von der Versteigerung ersetzt und an einem schönen, sonnigen Samstagmorgen können wir den Traktor abschleppen!
Zweiter Schock – während der langsamen Fahrt platzt mit lautem Knall ein Hinterreifen! Reifen ist ruiniert also was soll s weiterfahren bis der Mantel sich von der Felge löst – nach ungefähr 300 Metern. Guter Rat ist teuer – aber Problem gelöst - Schlepper rückwärts auf die Ackerschiene vom Traktor genommen und im ersten Gang ab nach Hause!
Dritter Schock! Freunde und Verwandte wollen das gute Stück sehen! Die Kommentare sind niederschmetternd und reichen von höhnischem Gelächter über Mitleid bis zu dem vernichtenden Spruch: „Kein Wunder das ihr den bekommen habt den hätte ein Schrotthändler nicht mehr genommen“. Der Stachel sitzt tief und spornt an. Also Unterstand bauen und die allernötigsten Teile kaufen. Dem Motor müsste doch wenigstens ein kleines Geräusch zu entlocken sein. Die Kurbel ist ja da!
Vierter Schock! Expertenrat aus dem Kreis der Schlepperfreunde! Diesen Deutz kann man nicht mehr anschwengeln. Das schafft ihr nie! Zumindest müsst ihr einen Anlasser kaufen! Zeit vergeht - der Spott bleibt – immer wieder schön!
Fünfter Schock! Ölwechsel – eigentlich nicht schwer aber hier kommen aus dem Motor neben 5 Litern Öl noch ca. 10 Liter Wasser! Große Sauerei trotz schöner Ölauffangwanne!
Sechster Schock! Die Ersatzteilversorgung ist kein Problem – die Finanzierung schon. Ein Überschlag der Kosten, nur für fehlende Teile, ergibt 1500 €. Dabei muss dann aber alles Vorhandene funktionieren. Ernüchterung und Baustopp sind die Folge! Zeit vergeht - der Spott bleibt – immer wieder schön!
Irgendwann macht Spott mürbe – eine Restauration des Schleppers ist in weite Ferne gerückt und plötzlich kann man auch den Unterstellplatz gut für andere Ding brauchen. Das ist wie ein schleichendes Gift! Langsam reift der Entschluss: „Der Schrott kommt weg! Die noch verwertbaren Einzelteile werden im Internet angeboten. Die Motorhaube wird als erstes angeboten.
Siebter Schock! Während der Auktion melden sich 23 potenzielle Käufer sowohl für Einzelteile als auch für den gesamten Schlepper von Südbayern bis Hamburg und von Holland bis Thüringen. Meldungen wie: „Zeit und Geld spielen keine Rolle“ machen schon nachdenklich. Samstag morgens dann ein Anruf aus Münster. Ein Käufer will den kompletten Traktor ungesehen kaufen und am gleichen Tag noch abholen. Das ist mir aber eigentlich nicht Recht weil mir die weite Anreise für diesen „Schrott“ peinlich ist. Aber warum eigentlich nicht. Bis zur Abholung steigt die Nervosität. Geht der vereinbarte Preis in Ordnung? Nimmt der Käufer den Schrott mit? Spott von Freunden beruhigt hier nicht unbedingt! Der Kunde kommt und findet den Schlepper gar nicht so schlecht! Die ganze Aktion endet ohne den erwarteten Schock. Das gute Stück geht in seine Sammlung nach Münster!
Der nächste Morgen (Sonntag) bringt dann doch noch den erwarteten achten Schock diesmal aber positiv und per e-mail. Nachricht vom Käufer Schlepper läuft Gruß Gerhard Pommer. Ende gut - alles gut! Viel Spaß mit dem guten Stück!
Und die Moral von der Geschicht – höre auf Experten nicht!
Abert Parkitny